Als kleines Kind wollte ich abwechselnd Zoo-Chefin oder Chefköchin im Hotel Adlon in Berlin werden. Die Begeisterung für Tiere und eine Führungsposition war also wirklich schon sehr früh vorhanden. Dass ich mal selbstständige Hundefotografin sein werde, hätte ich wohl nie gedacht. Obwohl sich das eigentlich schon wirklich sehr früh abzeichnete. Aber wie sagte der dänische Philosoph Kierkegaard so schön: Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.
Jetzt kommt etwas, das man exakt so auf vielen „Über mich“ Seiten anderer Fotografen lesen kann, auf mich treffen diese Worte genau so zu. Meine Eltern fotografierten sehr viel auf Reisen und Ausflügen, so bin ich mit der Fotografie quasi groß geworden. Irgendwann bekam ich meine erste analoge Einweg-Kamera und fande es aufregend die Umgebung zu fotografieren und die Bilder in den Händen zu halten. Die fertig entwickelten Überraschungs-Bilder waren lange ein großer Schatz für mich. Darauf zu sehen gab es meine tierischen Freunde Pietro, Peter, Santo, Heidi und Agathe – die Nachbarskatzen mit denen ich mich sehr viel in meiner Freizeit beschäftige. Unsere beiden Meerschweinchen Blacky & Flitzi waren da nicht ganz so aufregende Fotomodels.
Ich wurde gerade 14, das war 2008, da kaufte ich mir dann meine erste eigene Spiegelreflex-Kamera. Auslöser war damals ein virtueller Reiterhof (Erzähle ich das gerade wirklich?) – bei dem man für seinen virtuellen Stall Tieren einen Charakter vergeben konnte in Form von kitschig gestalteten Collagen mit schönen Tierbildern, die man sich aus dem Internet zusammengesucht hatte. Dadurch sammelte ich schon ganz viel Erfahrung mit Photoshop und brachte mir hier alles per „Learning by doing“ bei. Irgendwann nutzten aber alle User die gleichen Bild-Quellen von bekannten Tierfotografen und ich wollte etwas eigenes machen. Also wollte ich dafür eine Kamera kaufen, es konnte ja nicht so schwer sein schöne Tierbilder zu machen (ein bisschen naiv war ich schon immer! :D).
Ab da war die Kamera immer mit dabei. Auch wenn alle dachten, dass die Kamera nach spätestens zwei Wochen wieder in der Ecke verstauben würde, bewies ich mir und den Anderen das Gegenteil. Denn ich war vom Fotogra-fieber gepackt. Völlig planlos und im Vollautomatik-Modus machte ich von allem und allen Bildern. Ich habe angefangen Fotografie-Bücher zu lesen, die mich aber schnell langweilten, weil sie alle viel zu technisch waren. Durch ein Tierfotografie-Forum, in dem sich nur fotografiebegeisterte junge Mädels tümmelten und der damals sehr beliebten fotocommunity suchte ich selbst nach Inspirationen und den Infos die ich brauchte, um schönere Tierbilder machen zu können.
Im Laufe der Monate lernte ich dann auch, dass man an der Kamera manuelle Einstellungen wählen kann. Hier kam meine damalige Olympus Kamera und das Kit-Objektiv schnell an die technischen Grenzen. Immer wieder sah ich die großen weißen Tele-Objektive von Canon und wusste: so eins will ich auch mal haben. So wechselte ich im Dezember 2009 zu Canon und fotografierte ab sofort mit einer kleinen Einsteiger Spiegelreflexkamera und einer etwas längeren Festbrennweite mit einer guten Lichtstärke und Ultraschallmotor – eine gute Kombi um die Tierfotografie zu verbessern. Ziel war es nach wie vor schöne Tierbilder für diese Reiterhof-Plattform zu erstellen. Es begeisterte mich aber auch einfach mit Tieren Zeit verbringen zu können und mein neu gewonnenes Hobby zu verbessern. So kam es, dass ich eine Hündin einer damaligen Freundin fotografierte und es machte Spaß viele Bilder in verschiedenen Situationen von einem Hund zu machen. Ich hielt auch immer nach Events Ausschau und habe dadurch zum Spaß meine ersten Versuche bei Agility Turnieren oder einem Hundeschlittenrennen gemacht.
Anfang 2010 sah ich auf unserem Schulhof eine Familie mit einem Australian-Shepherd Welpen und war sofort Feuer und Flamme. Dank SVZ (facebook wurde da noch von niemandem genutzt) bin ich irgendwie auf die Tochter der Besitzerin gestoßen und habe einfach mal gefragt, ob ich den Welpen fotografieren dürfte. Kurze Zeit später haben wir uns also bei etwas Schnee getroffen und ich hatte mit 15 Jahren mein erstes kleines „Fotoshooting“. Wie es der Zufall so wollte züchtete die Familie auch Katzen und so durfte ich regelmäßig die niedlichen Kitten fotografieren. Die Bilder teilte ich inzwischen bei facebook, auf meiner ersten selbst gebauten Baukasten-Website und auch die Züchterin machte fleißig für mein Hobby Werbung.
Ich fotografierte auch immer mal wieder die Hunde von Klassenkameraden und wurde so von einer Schülerin aus der Oberstufe angesprochen, ob ich Bilder von ihrem Hund machen könne. Benni, der kleine Mischlingsrüde, wurde zu meinem wohl am häufigsten fotografierten Hund in der Anfangszeit wurde. Seine Besitzerin hat mir nach dem ersten „Fotoshooting“ ganz viele Tafeln Schokolade meiner Lieblingssorten geschenkt und ich war überwältigt, dass ich für mein Hobby eine Gegenleistung erhalte.
Im Sommer 2010 hatte ich dann auch mein lang ersehntes weißes Tele-Objektiv von Canon und die Bilder wurden durch das bessere Objektiv und meinen Fleiß immer besser. Neben der Schule und der Fotografie trug ich nämlich fleißig jedes Wochenende bei Wind und Wetter Zeitschriften aus, später arbeitete ich in einem Lebensmittelladen an der Kasse, um das Geld für bessere Technik zu sparen. Den Teil der noch fehlte habe ich immer durch verkauftes Equipment und Geldgeschenke meiner Eltern finanziert. Eine neue Kamera oder ein neues Objektiv zog bei mir aber immer erst ein, sobald ich mit der aktuellen Technik an die Grenzen kam.
Ich freute mich unfassbar über meine Entwicklung und die entstandenen Bilder. Ich kann mich aber noch genau an ein Fotoshooting erinnern, nach dem ich unfassbar traurig war. Im Winter zog ein niedlicher Border Collie Welpe bei einer Schulfreundin ein und natürlich wollte ich auch schöne Bilder von der süßen Maus machen. Aber die Bilder wurden einfach nicht schön, sie waren viel zu dunkel, unscharf und es war kein einziges Bild dabei, was mir gut gefiel. Ich war so traurig, dass ich vor dem Computer anfing zu weinen – obwohl es doch nur um ein paar Bilder ging. Aber selbst diese Rückschläge hinderte mich nicht daran aufzugeben. Obwohl ich nie scharfe Rennbilder machte und die Bilder alles andere als perfekt waren – ich blieb dran. Aus heutiger Sicht – 10 Jahre später – würde ich es mir an so einem dunklen verschneiten Tag lieber auf der Couch mit einer heißen Tasse Tee gemütlich machen und warten, bis es wieder etwas heller ist und die Schneeflocken nichtmehr ganz so dicht fallen. Zumal Welpen generell schwer zu fotografieren sind, unter solchen Bedingungen sind schöne Bilder einfach unmöglich.
So machte ich also immer ehrgeizig weiter, fotografierte hobbymäßig viele Hunde, Pferde und Katzen. Damals noch querbeet durch die Tierwelt. Vor allem 2011 merkt man einen riesigen Qualitätssprung. Hier zog auch eine schnellere Kamera bei mir ein und ich konnte mein weißes Tele-Objektiv auf eine lichtstärkere Variante upgraden. Ich experimentierte viel herum und gehörte dadurch wohl zu der ersten Hundefotografin, die einen Hund in der Stadt fotografiert habe. Es wurden immer mehr Tierbesitzer auf mich aufmerksam, die nicht zu meinem näheren Umfeld gehörten und ich verbrachte bis zum Abitur mehr Zeit damit Tiere zu fotografieren als mit allem anderen. Immer wieder wurde mir die Frage gestellt, ob ich denn nicht professionelle Fotografin werden möchte. Aber den Plan hatte ich nie. Wieso denn auch – es war ja nur mein Hobby.
Zwischen den Jahren 2012 und 2013, kurz vor meinem Abitur wurde mir dann doch etwas mulmig. Ich wusste immer noch nicht, was ich danach machen soll. Wie denn auch – ich fotografierte ja die ganze Zeit. Also stöberte ich im Internet doch mal ganz ohne Hintergedanken nach einem Ausbildungsplatz. Denn studieren kam für mich nie in Frage. Wieso weiß ich nicht, aber ich vermute mal das viele Schreiben und das Künstlerische schreckten mich ab. Ich schaute nach interessanten Betrieben – denn in einem Passbildstudio zum Bilderrahmen verkaufen wollte ich auf keinen Fall enden. So fand ich meinen späteren Ausbildungsbetrieb „Behrendt und Rausch“ – ein Industriefotograf und sein ehemaliger Azubi, die in ganz Deutschland und Europa unterwegs sind und für große Firmen Baustellen, Messen, Portraits und Produktbilder machen. Ich schickte ein paar Bilder und meine Bewerbung per E-Mail und ein paar Stunden später stand auch schon der Termin für ein Probearbeiten und wenige Wochen später hatte ich die Zusage für den Ausbildungsplatz. So kam es, dass ich eine Woche nach meinem Abiball in ein 3000-Einwohner in die Eifel zog und ab da zwei Jahre lang mehr Zeit auf der Autobahn und in Hotels verbrachte, als in meiner ersten eigenen Wohnung. Meinen Autofahrkünsten, meiner schüchternen introvertierten Art und meinem unternehmerischen Denken hat die Ausbildung unfassbar viel gebracht, nur die Tierfotografie blieb leider auf der Strecke. Ich schaffte es nur wenige Fotoshootings umzusetzen. Aber immerhin konnte ich einmal für das Tierheim Mayen Vermittlungsbilder ihrer Tiere machen und begann ein freies Fotoprojekt: einHUNDert – ich sprach fremde Hundebesitzer an, ob ich ihren Hund spontan fotografieren darf. Als Schüchterne war das wirklich ein riesen Schritt aus meiner Komfortzone und heute beim Schreiben dieses Rückblicks frage ich mich, wieso ich mit dem Projekt aufgehört habe. Die Bilder mag ich heute noch sehr gerne. Generell experimentierte ich mit der Fotografie gerne herum und war dadurch wohl eine der ersten Fotografinnen, die Hunde in der Stadt fotografierte.
Tierfotografie & Portraitfotografie
2014 rutsche ich dann in die Welt der Hochzeitsfotografen. Ehemalige Tierbesitzer fragten mich, ob ich ihre Hochzeit fotografieren könne und es war erstmal ein schönes Nebeneinkommen zu dem Ausbildungsgehalt. Es machte mir auch sehr viel Spaß und mein natürlicher Stil kam bei den Brautpaaren sehr gut an, weshalb ich hier auch schnell Fuß fasste und nach der verkürzten Ausbildungszeit (dank Abitur konnte ich die Ausbildung von 3 auf 2 Jahre verkürzen) 2015 wieder in meine Heimat nach Lörrach zog um selbstständige Hochzeitsfotografin zu werden. Eine Freundin und Kollegin war gerade mit ihrem zweiten Kind schwanger und leitete mir alle Hochzeitsanfragen weiter, die sie nicht übernehmen konnte. So kam es also dazu, dass ich ab sofort von Mai bis Oktober durchgehend Hochzeiten fotografierte – jedes Wochenende 1-2 Reportagen zwischen 10-16 Stunden.
2016 war vor allem durch sehr viel Arbeiten und meinem Umzug nach Rheinfelden geprägt – es gab aber auch ein ganz großes Highlight: im März zog Malia als neun Wochen alter Sheltie bei mir ein. Nach ein paar Startschwierigkeiten wurden wir aber schnell ein tolles Team und erkundeten unsere neue Heimat am Rhein, die Kamera war natürlich immer mit dabei. Malia wurde schnell ein Topmodel und es machte mir unfassbar viel Spaß ihre Entwicklung festzuhalten. Dank dem instagram-Account, den ich damals für die Bilder von Malia eingerichtet habe und schnell Anklang in Form von mehreren tausend Followern fand blieb ich am Ball und bin heute sehr glücklich über die vielen Erinnerungen an Malias erstes Jahr. Ich wusste jetzt erst was es bedeutet Hundebesitzer zu sein und dass man seinen Hund wirklich aufrichtig liebt, er ist eben ein vollwertiges Familienmitglied. Durch das tägliche Fotografieren von Malia bekam ich auch endlich eine Routine bei rennenden Hunden und schaffe es so nun scharfe Rennbilder zu machen. Davor waren zwar immer Glückstreffer dabei, ich konnte mich aber nie darauf verlassen.
2017 hatte ich mein bisher emotionalstes Hunde-Fotoshooting. Ich fotografierte sehr spontan Sushi, die krankheitsbedingt am Mittag eingeschläfert werden musste. Das Schicksal von Isa und ihrer Sushi berührte mich wirklich sehr stark und so flossen bei Isa und mir während des Fotoshootings viele Tränen. Ich war zuvor noch nie mit einem derartigen Verlust konfrontiert worden und es wurde mir erst durch dieses Fotoshooting schlagartig bewusst, wie unfassbar viel die Bilder die ich bisher immer von den Tieren gemacht habe, wirklich Wert sind.
Durch Malias Einzug und das emotionale Fotoshooting mit Sushi keimte in mir der Wunsch auf der Hundefotografie neben der Hochzeitsfotografie mehr Raum zu geben. 2018 begann bei mir mit ganz viel Weiterbildung. Eine Workshop-Reise nach Lappland und ein Einzelcoaching bei einer erfolgreichen Hundefotografin machten mir Mut, dass ich meinem Bauchgefühl folgen soll, mehr Hunde zu fotografieren. So änderte ich im Herbst 2018 auch mein Konzept und meine Kunden bekamen ab sofort die fertigen Bilder nur noch in Form von hochwertigen Fotoprodukten, statt als Download per Online-Galerie. Zu oft hatte ich nämlich gehört, dass die teilweise Bilder nach mehreren Jahren immer noch auf der Festplatte verstauben, statt ihnen einen schönen Platz in den eigenen Vier Wänden zu geben. Ich machte mich also auf die Suche nach schönen Fotoprodukten, wo für jeden etwas dabei ist. Bestellte Testdrucke, schmiss manche Labore wieder aus meinem Angebot und fande tolle Schätze. Ich hatte die Arbeit vorab wirklich total unterschätzt aber bin nun überglücklich meinen Kunden einen tollen Service anbieten zu können, dass sie nicht um diese Bestellabwicklungen kümmern müssen und bei den von mir gelieferten Fotoprodukten wirklich jedes einzelne Härchen ihres Hundes sehen könnten. Dadurch, dass die Bilde teilweise in Übergröße gedruckt werden, stieg auch mein Anspruch an meine Bilder und deren Bildqualität noch einmal deutlich an und ich sitze wirklich oft offenem Mund vor dem Computer und staune, wie detailliert die Hundebilder geworden sind.
Das neue Konzept kam so gut an und die Nachfrage stieg immer weiter an, dass ich 2019 meine letzten wenigen Hochzeiten fotografierte und seit 2020 offiziell selbstständige Hundefotografin bin. Ohne wenn und aber widme ich nun meine komplette Energie und Zeit meiner großen Leidenschaft: der natürlichen Hundefotografie, um so vielen Hundebesitzern wie nur möglich ganz besondere Erinnerungen an ihre Lieblingshunde zu ermöglichen.
2020 startete zwar sehr ungewiss mit der Corona-Krise, das hat mir aber auch viel Freizeit mit unserer zweiten Hündin Kiana ermöglicht, die im Dezember das kleine Rudel (bestehend aus meinem Partner Yannick, Malia und mir) vergrößert und aufgewirbelt hat. Der kleine Frechdachs hat uns so manche Nerven geraubt, insbesondere als ich von ihr auch schöne Bilder machen wollte. Inzwischen ist sie 10 Monate alt und tritt langsam in Malias Fußstapfen als Profimodel und das Fotografieren mit ihr klappt immer besser – meiner engelsgeduld sei dank 😉
Ich bin wirklich unfassbar stolz darauf, dass ich so früh meine große Leidenschaft gefunden habe und immer am Ball geblieben bin. Auch wenn es manchmal ein sehr langwieriger und unbequemer Weg war – denn Youtube Tutorials, inspirierende Instagram Accounts und Workshops zum Thema Hundefotografie gab es damals noch nicht. Ich habe mir jeden Kniff, jeden Trick, jedes kleine Detail bei der Bildbearbeitung und dem Ablauf bei einem Hunde Fotoshooting selbst beigebracht und stetig optimiert. Ich habe den Entwicklungsprozess selbst durchlebt und viele Fehler haben sich so stark eingebrannt, dass ich sie heute nichtmehr mache. Ich bin stolz darauf, dass mir so viele Hundebesitzer ihre vierbeinigen Lieblinge anvertrauen und meine Arbeit wirklich wertschätzen und dass ich inzwischen ein großes Vorbild für viele (Hobby)-Tierfotografen geworden bin und ich ihnen ab sofort in Einzelcoachings als Profi-Fotografin zur Seite stehen darf. Ich freue mich wahnsinnig auf die vielen Jahren, Hunde, Fehler und daraus resultierenden Entwicklungen, die das Leben noch so für mich bereit hält.