Einen Welpen fotografieren - Tipps einer professionellen Hundefotografin
Wenn ein kleiner Welpe einzieht, ist das immer etwas sehr Aufregendes. Ich durfte es im Frühling 2016 selbst erleben und es war eine wirklich wunderbare Zeit. Es ist unglaublich, wie schnell man die anstrengende Zeit verdrängt und nur an das süße tapsige Hundebaby zurück denkt. Und um diese spannende Zeit immer in Erinnerung behalten zu können, sollte man ganz viele Bilder machen.
Das ist allerdings nicht immer ganz so einfach. Erstens fehlt oft die Zeit, weil man auch mal froh ist, wenn der kleine Welpe schläft und man sich endlich der Hausarbeit oder anderen Dingen widmen kann und zweitens möchte man die Zeit in der der Welpe wach ist lieber mit Kuscheln und Spielen verbringen, statt ständig Fotos zu machen.
Selbst ich als professionelle Tierfotografin musste ich mich immer wieder daran erinnern, mir wirklich die Zeit zu nehmen, schöne Bilder von meiner Malia zu machen und nicht nur ein paar schnelle Schnappschüsse nebenbei mit dem Handy. Da ich meistens mit ihr alleine unterwegs war, war es streckenweise wirklich schwierig einen stürmischen Welpen zu koordinieren und gleichzeitig die Kamera zu bedienen. Mein großer Vorteil war es hier natürlich, dass ich meine Kamera blind bedienen kann und somit wenigstens die technischen Schwierigkeiten nebensächlich waren.
In Malias Welpenzeit habe ich in kürzester Zeit gelernt, wie man seinen Welpen am besten fotografieren kann, wenn keine weiteren Helfer zur Verfügung stehen. Anhand einiger Bilder möchte ich dir erklären, wie ich vorgegangen bin in der Hoffnung, dass es dir zu besseren Bildern mit deinem eigenen Welpen verhilft.
1. Den Welpen auf einem erhöhten Platz positionieren
Die meisten Welpen sind zwar ziemliche Draufgänger, haben aber dennoch Respekt vor der Höhe. Das kann ein Baumstumpf, die Couch oder eine Treppenstufe sein. Nutze für solche Bilder am besten den Zeitpunkt wenn Dein kleiner Welpe schon etwas müde, aber dennoch aufmerksam ist. So ist die Gefahr geringer, dass er aufgedreht und übermütig von der erhöhten Stelle springt. Wenn du den Welpen auf die Erhöhung setzt, musst du immer auf ihn achten! Er darf nicht hinunterspringen, da er sich ernsthaft verletzten kann und es den Gelenken nicht gut tut. Die Sicherheit geht immer vor und kein Bild ist es wert, dass sich dein Hund verletzt! Daher verzichte lieber auf ein Bild und warte ab, bis sich der Welpe beruhigt hat. Durch die Erhöhung hast du aber den Vorteil, dass der Welpe einen begrenzten Radius hat um sich zu bewegen und der kleine Racker hat oftmals etwas Angst davor, von der Erhöhung zu springen. Außerdem bist du im sitzen automatisch auf Augenhöhe mit Deinem Welpen und hast somit den perfekten Blickwinkel für ein gelungenes Bild.
2. Den Welpen beim Spielen beobachten
Nutze den Moment aus, wenn sich dein Welpe mit sich selbst oder einem Spielzeug beschäftigt. Hier brauchst du vermutlich etwas Geduld und eine gute Beobachtungsgabe, um den richtigen Moment zu erwischen. Oft hilft es auch, vorher etwas mit dem Welpen zu spielen, sodass er schon etwas ruhiger wird und sich auomatisch hinlegt. Für den interessierten Blick reicht es, kurz den Namen des Hundes zu rufen oder ein spannendes Geräusch zu machen.
3. Den Welpen anleinen
Wenn du in der Bildbearbeitung schon etwas fortgeschritten bist, kannst du den Welpen auch mit einer Leine und einem schmalen Halsband zum Beispiel an einem dünnen Baumstamm festbinden. sodass der Bewegungsradius stark eingeschränkt ist und er nicht wegrennen kann. Damit sich der Welpe schnell entspannt, kann man ihn mit Leckerchen abgelenken, die er zB um sich in der Wiese suchen kann. Wichtig ist, dass diese Situation für deinen Welpen kein Stress ist!
Gefällt es deinem Welpen nicht und rennt er mehrfach in die Leine und versucht sich zu befreien, binde ihn umgehend wieder los und versuche es ein anderes Mal erneut. Denn der Welpe soll für ein Bild keine negativen Erfahrungen machen.
Bleibt dein Welpe ruhig stehen, sitzen oder liegen, kannst du nun einige Schritte zurück gehen und dich vorsichtig auf den Boden legen. Auch hier ist idealerweise die Augenhöhe als Perspektive zu wählen, sodass optimal proportionierte Welpenbilder entstehen. Wenn du Glück hast schaut der Welpe sogar in Richtung der Kamera oder beobachtet interessiert seine Umgebung. So hast du die Möglichkeit, einige spannende Bilder zu machen. Die Leine kann hinterher am mittels Bildbearbeitung wegretuschiert werden.
Hier habe ich den Shetland Sheepdog Welpen Kiana an das Geländer des Holzsteges mit der Leine gebunden. Da ich mit einer kurzen Brennweite von 35mm an einer Vollformat Kamera fotografiert habe, war ich auch direkt vor ihr und sie war ganz entspannt.
4. Actionbilder dank Spieltrieb
Das Gute ist, dass Welpen am liebsten den ganzen Tag spielen wollen. Das lässt sich wunderbar für energiegeladene Actionbilder ausnutzen. Man muss es sich nur mit einer Kamera auf dem Boden gemütlich machen und sobald man richtig sitzt und die Kamera passend eingestellt hat, kann man ein Spielzeug werfen. Idealerweise dann, wenn der Welpe zB etwas entfernt von einem steht. Damit er sich etwas von dir entfernt kannst du auch erstmal ein Leckerlie werfen und dann im richtigen Moment das Spielzeug hinterher. Das Spielzeug musst du so werfen, dass der Welpe entweder auf dich und die Kamera zugerannt kommt oder seitlich zur Kamera rennt. Hier ist ein schneller Serienmodus der Kamera Gold wert, damit man möglichst viele Bilder nacheinander machen kann. So ist die Wahrscheinlichkeit höher ein Bild im richtigen Moment zu erwischen, bei dem zB nicht die Augen des Welpen geschlossen sind, oder er sich gerade in einer unvorteilhaften Renn-Phase befindet.
5. Erste Bleib-Übungen mit deinem Welpen
Jedes Mal bevor Malia an ihr Futter darf, muss sie vor ihrem Napf warten und darf erst nach meinem Auflösesignal aufstehen und fressen. Das habe ich seit Beginn an geübt und mit einem Bleib-Kommando markiert. Nach einiger Zeit konnte ich dieses Kommando auch im Alltag übernehmen und Malia hatte es verstanden, dass sie an einer Stelle stehen oder sitzen bleiben muss, bis ich ihr das Auflösesignal gebe. Das war natürlich sehr hilfreich, um dann auch schöne Bilder machen zu können.
Diese Methode ist mit Abstand die Schwierigste, wenn auch für die Bilder die schönste und mit der Zeit einfachste Option. Denn so hat man kein Spielzeug oder ähnliches mit auf dem Bild und einen sehr interessierten Blick des Welpens. Man muss dabei anfangs sehr sehr schnell sein. Am besten hat man die Kamera schon richtig eingestellt. Dann gibt man dem Welpen das Signal zu warten, muss sich dann einige Schritte entfernen, sich auf den Bogen legen und ganz schnell auslösen. Wenn man Glück (also seinen Welpen richtig erzogen :D) hat, rennt der Welpe nicht direkt auf die Kamera zu sondern wartet brav, bis es ein Auflöse-Signal plus die damit verknüpfte Belohnung gibt.
Das war das erste richtige gelungene Bild meiner eigenen Hündin. Es ist mein absolutes Lieblingsbild von ihr und daher hängt es auch als großes Wandbild in meinem Flur und strahlt mich jedes Mal an, wenn ich vorbeilaufe.
6. Den Welpen von oben herab fotografieren
Haben dir all diese Tipps nicht geholfen, weil dein Welpe einfach zu aufgedreht ist, oder zu sehr auf dich fixiert ist und nicht stehenbleiben möchte, gibt es immer noch die Möglichkeit den Welpen von oben zu fotografieren. Normalerweise rate ich als Perspektive die Augenhöhe zu wählen, bei der sich die Kamera etwa auf Höhe der Hundeaugen befindet, doch die sogenannte Vogelperspektive kann den Welpen sogar noch niedlicher aussehen lassen, als er ohnehin schon ist.
Du rufst den Welpen zu dir, in einer Hand hältst du die Kamera, in der anderen Hand ein Leckerchen oder Spielzeug. Hauptsache Etwas, durch das der Welpe interessiert und aufmerksam nach oben schaut. Mit der Leckerlie Hand fesselst du den Blick des Welpens und bewegst sie Richtung Objektiv, sodass es den Anschein erweckt, der Hund schaut direkt in die Kamera.
Es klappt bei dir auch nach etwas Übung noch nicht so gut mit den Welpenbildern?
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